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Noch als ich ein Kind war, träumte ich davon eines Tages etwas in der Hand zu halten, das von wahrem historischen Wert ist. Ein Erlebnis das sich dann als Erwachsener der beruflich kulturschätze digitalisiert recht schnell erfüllt. Und doch gibt es Momente, die man so schnell nie vergessen wird. Und natürlich zählt dazu, eine echte DaVinci Zeichnung in Händen zu halten!

Diese besondere Gelegenheit ergab sich für mich, als mich die Professoren Giovanni Bacci und Marco Gaiani der Universität Bolognia für ein besonderes Projekt kontaktierten. Ihr Anliegen war es, mittels Photogrammetrie die Pinsel und Stiftführung DaVincis haptisch erlebbar zu machen. Zu diesem Zweck sollten mehrere hochaufgelöste (hier je 1248 Mio Pixel) Aufnahmen aus je einer Lichtrichtung angefertigt werden. Diese Bilder wurden dann mittels einer Software für Computerspiele miteinander verrechnet, und anhand der unterschiedlichen Schattenwürfe konnten die Tiefen der Linien nachgestellt werden. So ließen sich nicht nur die Art der Zeichenmethode DaVincis verdeutlichen, sondern auch ein dreidimensionales Abbild der Zeichnung erstellen, das Museenbesuchern und Architekturstudenten gleichermaßen zur Verfügung steht, um die besondere Herangehensweise DaVincis besser zu verstehen.

Die Herausforderung für mich bestand darin, daß die Originalvorlagen ihren Aufbewahrungsort nicht verlassen durften, aber die Herangehensweise eine sehr kontrollierte Lichtsituation notwendig machte. Jeder minimale Lichteinfall durch eine andere Lichtquelle als das Hauptlicht, hätte die Berechnung zerstört!

So musste also innerhalb der Aufnahmefläche ein abgeschirmter Raum entstehen, Notausgangsschilder abgeklebt werden, und, besonders schwierig, auch das Licht des nötigen Computers mussten unter Kontrolle gebracht werden. Darüber hinaus wird natürlich besonderen Wert auf den Umgang mit den Originalen gelegt, und sie durften nur unter Aufsicht bewegt werden.

Von jeder Vorlage mussten 5 Scans erstellt werden. Je einmal mit einer Lichtquelle aus einer Richtung deren Entferung, Neigung und Stärke zur Vorlage extrem kontrolliert sein mussten, um exakt gleich zu bleiben.

https://www.puttygen.net/deren Entferung, Neigung und Stärke zur Vorlage extrem kontrolliert sein mussten, um exakt gleich zu bleiben.

Natürlich forderte dieser Aufwand auch zeitlich seinen Tribut, und es war uns innerhalb von 2 Aufnahmetagen gerade einmal möglich 5 Vorlagen komplett zu digitalisieren. Und doch war mein Auftraggeber, die Universität Bolognia sehr zufrieden mit dem erzielten Ergebnis.

Ich hoffe wir können diese Arbeit bald fortsetzen, denn neben der spannenden Aufgabe war es natürlich auch ein Vergnügen in Italien mit den beiden Professoren und ihrem Team zu arbeiten.

Details einer Studienzeichnung DaVincis
Vergleich des Originals mit dem Scan

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